Im Funkhaus einer deutschen Großstadt, im Sprecherraum, wartet Hilde, eine junge Frau Mitte 20 und im Herzen ganz im Dienste des Führers, darauf, verheiratet zu werden. Ihr Bräutigam dient an der Front in Russland und sie werden sich gleich per Radio und für alle Ohren hörbar öffentlich das Ja-Wort geben.
Werden die Techniker heute eine Verbindung an die Ostfront herstellen können? Hilde wartet nämlich schon lange, genaugenommen den dritten Tag.
Weil das Warten schwerfällt und die Motivation still und leise wackelt, genehmigt sich Hilde schon einmal im Voraus ein Glas Sekt. Und nachdem sie das geleert hat... trinkt sie noch eins. Sie erzählt von ihrem Leben, ihrem Alltag als gute deutsche Frau, von den Erwartungen an sie und ihre geliebte, bewunderte große Schwester, die mit ihrem Frausein ein wenig anders umgeht als Hilde, und beginnt, sich zu fragen, was der Führer eigentlich von ihr möchte. Und umgekehrt.
Der wortgewandte, sehr berührende Monolog Tränen der Heimat von Lutz Hübner tritt kritisch, ohne Pathos, mahnenden Zeigefinger aber auch menschenfreundlich an ein so großes Thema wie den Nationalsozialismus heran.
Er setzt sich anhand der persönlichen Geschichte einer jungen Frau mit den Auswirkungen eines totalitären diktatorischen Systems, des Krieges und der dies möglichmachenden Gesellschaft auf das Individuum, insbesondere auf die Rolle der Frau, auseinander. Mariela Rossi verkörpert Hilde in wunderbarer Unschuld und feiner, respektvoller Tiefe.